Montag, 25. Juli 2016

Gleich noch einmal 2004 - und?

Nach der Erfahrung mit dem schönen und reifen Château Musar kommt mir gleich noch einmal eine Flasche 2004er in die Finger ... und ins Glas. Gleicher Jahrgang, auch mediterran, doch, ähnliche Stilistik, wenn auch komplett andere Traubensorten. Auch viel jünger, dichter. Der Wein aus Bandol aus Böden mit etwas Lehm- und viel Kalkgestein wird aus älteren Reben gemacht. Rund 95% Mourvèdere mit etwa 5% Grenache. Der sorgsame Ausbau im grossen Holzfass während langer Zeit. Im Genusstest heute:

Château Jean-Pierre Gaussen - Longue Garde 2004 - Bandol AOC - Frankreich

Wein kaufen Bona aestimare
Ein dichtes, dukles Purpurrot mit violetten Reflexen und fast schwarzem Kern. Jugendlich. Im Bouquet viel warme Noten, komplex, vielschichtig, dicht. Warme Noten von reifen Brombeeren, Pinienwald mit dem Harz in der Luft bei einem Spaziergang an der Küste von Bandol, Fruchtsüsse, süsse orientalische Gewürze, ein Hauch Tabak, schwarzes Kirschenkompott. Ganz toll und immer wieder heisst es genussvoll schnuppern.

Im Gaumen - und jetzt kommts: Gaussen auch bei älteren gereiften Weine immer erst ... ??? ... KS - will heissen: nicht sichtbare Kohlensäure, die aber fein im Gaumen wahrnehmbar ist. Schon erlebt beim 2001er und bei anderen Jahrgängen von Gaussen. Irritiert. Immer wieder kurz die Frage am Anfang des Probierens und schlussendlichen Geniessens: ist hier alles richtig gelaufen? Leicht fehlerhaft? Nachgärung?

Ein halbe Stunde Luft im grossen Glas, eine Karaffe: weg. KS weg! Dann: grosser Genuss. Im Gaumen diese unglaublich schöne Frucht, Brombeeren reif und süss, eine ganz leichte Pfefferwürze, Süssholz, Cassis, schwarzer Holunder, Schwarztee. Ich ein grosser Freund von Mourvèdre, ich bin kein Freund von Schwarztee. Aber an diesen "Tee" könnte ich mich gewöhnen. Enorm lang mit Tiefgang. Und jung. 18.5/20 BAP - kann man jetzt gut geniessen bis 2024. Ich hoffe, ich finde noch einmal eine Flasche im Gestell.

Weingenuss by Bona aestimare