Zuerst ein paar Worte zu einer grossartigen Rebsorte - meiner Meinung nach doch etwas zu unrecht "Petit" genannt. Wer kennt das Gefühl, so von wegen kleiner Bruder - kleine Schwester? Dabei hätte man doch so viel zu sagen und zu bedeuten - genau!
Nicht sehr bekannt - leider. Und fast zu selten in grossen Bordeaux Weinen verwendet. Petit Verdot finden wir in einigen Bordeaux als Zugabe zu Cabernet Sauvignon und Merlot. Die kleinen, dickschaligen Trauben reifen spät und bringen viel Farbe und Tannin in einen Wein - und eben auch Würze und Geschmack! Da erlebe ich immer wieder, dass gerade grosse Bordeaux Weine, welche mit Petit Verdot komponiert werden, einfach toll und charaktervoll sind - ein kulinarisches Gedicht.
Ganz selten wird Petit Verdot reinsortig angebaut. Aber wenn doch, kann das schöne Überraschungen bringen.
Überraschung ja, und traurig zugleich - die letzte Flasche Petit Verdot 1999 aus meinem Keller. Ich weine eine Freudenträne und trauere zugleich. Vom Petit Verdot Pirramimma 1999 aus dem australischen Mc Laren Vale hatte ich über die Jahre immer wieder eine Flasche genossen. Und heute ... fertig, aus, Ende der Show. Ein grossartiges Finale nach gut dreizehn Jahren. Applaus!
Im Glas immer noch ein dichtes, dunkles Rubinrot. Zwar leicht hellere Ränder - aber Chappeau - sehr gut erhalten, jugendlich. Das Bouquet öffnet sich - und bringt eine breite Palette von angenehmen Düften und Erinnerungen. Warme Noten, reife Brombeeren, ein Spaziergang in einem schönen Herbstwald mit raschelndem Laub und Sonnenschein, etwas Tabaknoten. Im Gaumen zeigt der Pirramimma zwar Reife - jedoch auf eine sehr angenehme Art. Die Gerbstoffe sind ganz weich und sanft. Viel Frucht, Brombeeren jedoch auch rotbackige Äpfel, etwas schwarzer Pfeffer, viel Fruchtsüsse, Mahagoni-Noten. Ausgewogen und harmonisch mit langem Nachhall. Toll - und immer wieder die Erkenntnis, dass gut gereifte Weine einfach Freude machen. 18 / 20 BAP.