Samstag, 2. März 2013
Ferrero - ein Küsschen für Brunello!
Ferrero Küsschen - kennt man. Ja. Aber heute will ich doch über einen anderen Ferrero berichten. Keine Schokolade, natürlich geht es um guten Wein.
Wahnsinn, wie die Zeit verfliegt. Im Vinum Kalender steht "Brunello Experience - 23. April 2012". Ja, da war ich und habe unzählige Rosso und Brunello di Montalcino verkostet. Wahrlich nicht alles ganz grosser Genuss. Und ehrlich gesagt, bin ich auch immer wieder froh darüber, wenn ich an einer Weinausstellung nichts Weltbewegendes finde - gar nichts, nada. Denn so lebe ich einfach biblisch ... "und führe mich nicht in Versuchung". Ich brauche nichts weiter zu verfolgen, basta.
Fast am Ende eines Marathons und nach Prüfung von über zwanzig Brunello Produzenten lande ich am Tisch von Ferrero und bin hin und weg, fast hypnotisiert von einer neuen Entdeckung. Ich probiere den Rosso di Montalcino und verschiedene Jahrgänge des Brunello. Wow - ganz grosse Geschichte, was da aus der Flasche ins Glas kommt.
Im September 2012 dann ein Besuch vor Ort und mehr zur Geschichte von Ferrero.
Der junge Schweizer Oenologe Pablo Harri geht anfangs der 1980er Jahre nach Montalcino. Zur gleichen Zeit kommt Claudia Ferrero aus dem Piemont in die Region. Pablo und Claudia lernen sich bei der Arbeit kennen und lieben. Heute haben sie drei Töchter und ein gemeinsames Weingut.
Pablo bewirbt sich nach seiner Ankunft einfach beim weltberühmten Castello Banfi und schreibt dort von 1982 - 1999 Weingeschichte. Als Chef-Oenologe ist er in diesem grossen Haus für die Produktion mehrerer Millionen Flaschen verantwortlich. Von 2000 - 2009 zeichnet Pablo beim biologischen Vorzeigegut Col d'Orcia verantwortlich für die Weinproduktion - auch hier entstehen unter seiner Ägide mehrere hundertausend Flaschen pro Jahr.
Im Jahre 2002 beginnen Pablo und Claudia mit dem Aufbau des eigenen Weinguts und Keller bei Sant'Angelo in Colle. Sie erwerben von Col d'Orcia einige ausgewählte Rebberge im Montalcino. Zusätzlich haben sie in der Maremma Rebberge bei Montenero d'Orcia. Und 2009 beschliesst Pablo Harri, sich mit Claudia ganz dem eigenen Wein zu widmen. Und wie - die Resultate sind einfach grossartig.
Die Rebberge in Montalcino liegen etwa 250 Meter über Meer und umfassen rund 3ha mit Lehmböden. Dieses Terroir hilft, die Feuchtigkeit in der trockenen Gegend zu halten. Die Reben sind ausnahmslos Sangiovese, der hier eben auch Brunello genannt wird. Die Rebberge werden sorgfältig gepflegt und bei der Traubenselektion wird grösste Sorgfalt angewandt, damit das optimal reife Traubengut zum richtigen Zeitpunkt gelesen wird.
In den Weinbergen in Montecucco baut Ferrero je etwa ein Viertel Cabernet Sauvignon, Merlot, Montepulciano und Alicante an. Die Trauben werden separat vinifiziert und in gebrauchten Barriques ausgebaut.
Rosso di Montalcino 2010
Tiefes Purpurrot mit violetten Reflexen und schönen Kirchenfenstern. Das Bouquet sofort da mit Noten von Kakao, Kokosnuss, Röstnoten, schwarze Schokolade. Mit etwas Luft entwickelt sich die Vielfalt und zeigt schwarze Kirschen, Kaminnoten, Räucherspeck, Lakritz, Gewürze. Da könnte man ganz lange einfach genussvoll schnuppern. Im Gaumen dichte Frucht, schwarze Beeren, Brombeeren, viel Fruchtsüsse und Extrakt, präsente und gut eingebundene Tannine. Dieser Wein bietet jetzt schon viel Trinkgenuss und hat Potenzial. Ein toller Rosso - 17.5 / 20 BAP. Eine Kleinproduktion von rund 8'500 Flaschen.
Brunello di Montalcino 2007
Grosse Klasse - so macht Brunello Freude. Diese dichte Frucht mit Fruchtsüsse und einer eleganten Weichheit hat Stil und zu Recht gehört Ferrero zu den besten Brunello Produzenten. Ein betörendes Bouquet mit tollen Röstnoten, Feigen, süsse Gewürznoten, schwarze Kirschen - breit und unglaublich vielfältig. Von diesem Kunstwerk gibt es rund 9'000 Flaschen - glücklich, wer ein paar im Keller hat. Jetzt zu geniessen aber auch mit vielen Jahren Potenzial. 18.5 / 20 BAP.
Toscana Rosso IGT 2010
Diese Assemblage mit je 33 % Cabernet Sauvignon und Merlot und je rund 16 % Montepulciano und Alicante ist eine Genussbombe. Junges, dichtes Purpurrot mit violetten Reflexen und fast schwarzem Kern. Im Bouquet wuchtig im positiven Sinn mit enorm dichter Frucht, Kräuternoten, Fruchtsüsse, Wärme und Heunoten. Im Gaumen vollmundig mit viel Fruchtexktrakt und -Süsse. Ganz langer Abgang. Ausgewogen und kraftvoll. 17.5 / 20 BAP und ein enorm schönes Preis-Leistungsverhältnis für diesen Barriquewein.
Und bei so guten Weinen kann ich der Versuchung doch nicht widerstehen - die müssen in die Schweiz kommen. Alle drei erhältlich bei Bona aestimare oder Online Vinothek.