Freunde, die Geschichte ist so.
Im Herbst 2010 war ich mehrmals zu Gast in der Markthalle im Viadukt in Zürich als Gast von Slow Food mit meinen guten Weinen. Und ich sage Euch, von Montag bis Donnerstag Nachmittag war da oft "tote Hose". Die schöne Halle gähnte oft vor Leere und Langeweile, jawohl. Und ich stand mir die Beine in den Bauch. Ganz ehrlich, manchmal echt ätzend.
Na ja. Gute Absichten sollten auch belohnt werden. Die investierte Zeit und der Aufwand - darüber möchte ich nicht einmal nachdenken. Aber ... und hier kommt der springende Punkt ... ich habe da ein paar ganz gute Typen kennen gelernt. Einer davon ist Holger Herbst.
Holger, passionierter Hobby Winzer, hat mir einen neuen Weg zum meinem früheren Fast-Wohnort-und-Rebgebiet gezeigt. Er hat einen Rebberg bei Andelfingen am Schiterberg gepachtet und baut mit Hilfe von FreundInnen Pinot Noir an. Schweizer Landwein?!? Ui ui ui, kenn ich doch noch allzu gut von meiner Wohnzeit im Zürcher Weinland. Und ohne generelles Urteil, ich habe gerne allzu oft Finger, Lippen und Gaumen davon gelassen.
Aber ... Holger hat mir die Augen, den Gaumen und seine Flaschen geöffnet!
An früherer Stelle habe ich bereits über seinen tollen 2009er Schiterberg berichtet. Holger Herbst hat am letzten Sonntag zur Degustation des neuesten Jahrgangs 2011 geladen. Natürlich - da musste ich hin, da meine Genuss-Vorräte an 2009er Schiterberg erschreckende Schwindsucht zeigen.
Bei der Gelegenheit, hat Holger freundlicherweise noch eine der letzten Flaschen des 2010er spendiert und Folgendes sei hier berichtet:
Schiterberg 2010 - Eigenbau Holger Herbst - Kelterung Urs Pircher
Ein kühles Jahr mit 88 Oechsle Grad und 12.5°. Zu Recht haben Winzer und Oenologe entschieden, diesen vorwiegend im Stahltank auszubauen, damit er seine schöne Frucht behält und zeigt. Eine kurze Zeit im grossen Holzfass bringt ihm Gerüst und Stütze.
Klares, strahlendes und recht dichtes Rubinrot. In der Nase eine kühle Würze, und mit der Zeit zeigen sich schöne rotbeerige Noten, ein Hauch Muskatnuss, Himbeeren, die sich vor allem auch im Gaumen klar manifestieren. Schöne Pinot Noten mit guter Frucht. Die Tannine recht fein und eine präsente Säure, die zu einem Essen eine Balance bringen. Jetzt trinken bis 2015. 15.5 / 20 BAP.
Ein schöner Anfang - ich bin gespannt auf das Encore.
Schiterberg 2011 - Eigenbau Holger Herbst - Kelterung Urs Pircher
Der Wein bringt 13° aus den 96 Oechsle und wird ja von keinem geringerem als Urs Pircher, der ja auch schon Weltmeister des Pinot Noir war, gekeltert. Der Wein mit geringem Ertrag, sorgfältig ausgelesenem Traubengut und Ausbau während rund zehn Monaten im Doppelbarrique tönt vielversprechend. Also, rein ins Glas damit!
Helles, klares und strahlendes Rubinrot mit hellen Rändern. In der Nase ein sortentypisches Pinot Bouquet, warm, viel rote Beeren und feine Kräuternoten, ein Hauch Lakritze. Ein Nasenschmaus! Im Gaumen zeigt sich ein "warmer" Pinot, vollmundig mit viel Fruchtextrakt. Die Tannine sind unglaublich fein und weich. Der Ausbau im Holzfass gefällt sehr gut mit der richtigen Dosierung und Balance von Frucht und Holz. Eine schöne Würze, etwas Lakritze und Spitzwegerich mit recht langem Nachhall. Im Trunk zeigt sich der Wein mild, fast cremig mit nussigen Noten. Geniessen bei 16 - 18° von 2013 - 2016 durchaus im grossen Burgunderglas. Übrigens ist auch die neu gestaltete Etikette schön gelungen.
Für mich ein tolles Pinot Erlebnis - mit 17 / 20 BAP und einem Genusspreis von 17.50 schon fast ein Must-Have. Da konnte ich die Finger nicht davon lassen.
Am nächsten Samstag bietet Holger noch einmal die Gelegenheit, seinen tollen Schiterberg kennen zu lernen und zu degustieren.
Samstag 27. April 17.00 - 21.00 Uhr Einladung und Details
Freunde, dieser gute Tropfen und die Weinfreundschaft mit Holger sind es mir doch alleweil wert, dass ich die Beine in den Bauch gestanden habe. Jawohl!